Scheiden­krebs

  • Scheidenkrebs, auch Vaginalkarzinom genannt, kann durch eine anhaltende Infektion mit bestimmten HPV-Typen im Bereich des Scheidenvorhofs entstehen. Im Vergleich zu Gebärmutterhalskrebs tritt diese Erkrankung jedoch seltener auf.

  • Risikofaktoren für Scheidenkrebs sind die gleichen wie für Gebärmutterhalskrebs und umfassen unter anderem:

    • Infektionen mit Hochrisikotypen der HP-Viren
    • Vorangegangene Therapie HPV-bedingter Läsionen
    • Häufiger Geschlechtsverkehr mit mehreren, wechselnden Sexualpartnern
    • Früher erster Geschlechtsverkehr
    • Zigarettenrauchen

     

    Zudem gilt eine bestehende Infektion mit HIV als zusätzlicher Risikofaktor für Scheidenkrebs bzw. dessen Vorstufen.

  • Jährlich erkranken etwa 500 Frauen in Deutschland an einem plattenepithelialen Vaginalkarzinom, welches die häufigste Form von Scheidenkrebs darstellt und ca. 95 % aller Erkrankungen ausmacht. Mehr als die Hälfte der Betroffenen sind zum Zeitpunkt der Diagnose über 70 Jahre alt. Sind die erkrankten Frauen jünger, liegt die Ursache der Krebserkrankung meist in einer anhaltenden HPV-Infektion.

     

    Bei der häufigsten Form des Vaginalkarzinoms, dem sogenannten Plattenepithelkarzinom, überleben ca. die Hälfte der Frauen mindestens die folgenden 5 Jahre. Die Überlebensrate hängt jedoch auch damit zusammen, inwieweit die Erkrankung bei Erstdiagnose bereits fortgeschritten ist.

  • Erste Anzeichen von Scheidenkrebs können blutiger Ausfluss oder auch Scheidenblutungen sein, die z. B. nach Sexualkontakt auftreten. Dazu können Unterleibsschmerzen sowie Störungen der Harnblase oder des Darms kommen, falls sich der Tumor bereits auf umliegendes Gewebe oder die Organe ausgebreitet hat.

  • Scheidenkrebs wird häufig als Zufallsbefund bei der gynäkologischen Vorsorgeuntersuchung diagnostiziert.

     

    Einige Frauen, die aufgrund hochgradiger Krebsvorstufen am Gebärmutterhals behandelt wurden, haben auch ein erhöhtes Risiko an Scheidenkrebs zu erkranken. Die/der Frauenärzt:in kann diese Vorstufen oder frühe Formen des Vaginalkarzinoms mit Hilfe eines sogenannten Pap-Abstrichs erkennen. Dieser wird regelmäßig im Rahmen der Krebsvorsorgeuntersuchungen durchgeführt.

     

    Treten in diesem Abstrich auffällige Veränderungen auf, stehen weitere Untersuchungen an. Es wird eine zusätzliche Lupenvergrößerungsuntersuchung (Kolposkopie) vorgenommen und eine Gewebeprobe entnommen, die dann mikroskopisch untersucht wird. Oft entstehen bösartige Tumore in der Scheide durch Ausbreitung von Tumoren aus benachbarten Organen wie z. B. dem Gebärmuttermund, den Schamlippen, der Harnröhre oder der Harnblase. Zur weiteren Abklärung werden verschiedene diagnostische Verfahren verwendet wie z. B. die Spiegelung der Harnwege (Urethrozystoskopie) oder des Enddarms (Rektoskopie) und die Ultraschalluntersuchung der Scheide. Röntgenuntersuchungen, Kernspintomographie und Computertomographie können ebenfalls eingesetzt werden.

  • Wird Scheidenkrebs nicht behandelt, so kann der Tumor in umliegendes Gewebe einwachsen. Betroffen sind davon meist der Gebärmutterhals, die äußeren Geschlechtsorgane, die Harnblase und der Enddarm. Wenn der Tumor sehr groß wird, kann er außerdem auf den Harnleiter drücken und dadurch den Abfluss des Urins stören. In der Folge staut sich der Urin bis in die Nieren zurück und kann diese dadurch dauerhaft schädigen.

  • Die operative Entfernung des Tumors und/oder die Bestrahlung werden zur Therapie eingesetzt. Das Stadium und die Ausbreitung der Erkrankung bestimmen hierbei die Auswahl der Therapiemöglichkeiten. In einem fortgeschrittenen Stadium ist auch die Chemotherapie eine Behandlungsoption.

     

    Nach der abgeschlossenen Therapie sind regelmäßige Nachkontrollen von großer Bedeutung. Sie beinhalten ein ausführliches Gespräch und eine gynäkologische Untersuchung inklusive einer Ultraschalluntersuchung der Scheide. Darüber hinaus sollten Patientinnen neu auftretende Beschwerden unverzüglich ärztlich abklären lassen. Nur so können Rückfälle frühzeitig erkannt und behandelt werden.

     

    Nach einer Krebsbehandlung sind die meisten Menschen körperlich und seelisch stark belastet. Viele haben Angst vor einem Rückfall, aber auch Folgen der Therapie wie beispielsweise ein Organverlust können erhebliche Auswirkungen auf das Selbstverständnis und Selbstwertgefühl der Frauen haben. Eine umfängliche Nachbetreuung soll Betroffenen helfen, die vielfältigen Probleme zu bewältigen, die in Zusammenhang mit einer Krebserkrankung auftreten können.

  • Durch die Behandlung mittels Strahlentherapie oder Operationen kann es neben einer möglicherweise verkürzten, vernarbten oder fehlenden Scheide zu Funktionsstörungen im Beckenbereich kommen. Dazu zählen beispielsweise Harn- und Stuhlinkontinenz sowie Schmerzen. Verschiedene Techniken der Physiotherapie können helfen, diese Störungen bei betroffenen Patientinnen zu reduzieren.

  • Da bis zu 74 % aller Vaginalkarzinome mit einer HPV-Infektion zusammenhängen, ist die Impfung gegen HPV eine wichtige Vorbeugungsmaßnahme für Scheidenkrebs.

     

    Die STIKO empfiehlt die HPV-Impfung für Mädchen und Jungen im Alter von 9–14 Jahren. Spätestens bis zum Alter von 17 Jahren (Tag vor dem 18. Geburtstag) sollen versäumte Impfungen nachgeholt werden, idealerweise vor der Aufnahme erster sexueller Kontakte.

     

    Weitere Informationen zur HPV-Impfung finden Sie hier.

Psychische Belastung als Folge einer HPV-Infektion