Scham­lippen­krebs

  • Diese und weitere Erkrankungen können von bestimmten Humanen Papillomviren (HPV) verursacht werden.

    Mehr Informationen über HP-Viren >

    Schamlippenkrebs kann durch eine anhaltende Infektion mit bestimmten HPV-Typen im Bereich der Schamlippen entstehen. Im Vergleich zu Gebärmutterhalskrebs tritt diese Erkrankung jedoch seltener auf.
    Häufig findet man auch die Bezeichnung Vulvakrebs oder Vulvakarzinom. Dies sind Überbegriffe für Krebserkrankungen, die die äußeren Geschlechtsorgane der Frau betreffen, also die äußeren oder inneren Schamlippen oder die Klitoris. Da die Schamlippen jedoch am häufigsten betroffen sind, sprechen wir im folgenden Text nur noch von Schamlippenkrebs.

  • Die genauen Ursachen für die Entstehung von Schamlippenkrebs sind weitgehend ungeklärt. Ein bedeutender Risikofaktor für Schamlippenkrebs und dessen Vorstufen sind bestimmte HP-Viren. Daneben können chronische Haut- und Schleimhaut- Erkrankungen der äußeren Geschlechtsorgane das Entstehen von Krebsvorstufen oder Schamlippenkrebs begünstigen.
    Weitere Risikofaktoren sind u. a. Rauchen sowie eine geschwächte Immunabwehr zum Beispiel aufgrund einer HIV-Infektion oder der Einnahme von Medikamenten, die das körpereigene Abwehrsystem unterdrücken.

  • Die Anzahl an Neuerkrankungen von Schamlippenkrebs in Deutschland steigt an und hat sich in den letzten zehn Jahren verdoppelt. Aktuell erkranken etwa 5 von 100.000 Frauen jährlich an Schamlippenkrebs.
    Die Zahl unterscheidet sich jedoch nach Alter: In der Altersgruppe der 30- bis 49- Jährigen sind nur 4 von 100.000 Frauen betroffen. Bei den über 70-Jährigen erkranken hingegen etwa 20 von 100.000 Frauen. Allerdings wird auch bei den jüngeren Frauen ein Trend zu häufigeren Schamlippenkrebs-Erkrankungen beobachtet.

  • Zu Beginn macht Schamlippenkrebs meist keine Beschwerden, es können aber auch frühe Anzeichen auftreten wie beispielsweise:

    • Juckreiz
    • weiße Beläge auf der Haut
    • dunkle Hautbereiche
    • Warzen und andere kleine Hautgeschwulste
    • erhabene Stellen oder Knötchen
    • rote oder wunde Stellen, die schmerzen, nicht heilen und/oder nässen

     

    All diese Symptome können Hinweise auf Schamlippenkrebs oder seine Vorstufen sein, sie können aber auch ein Hinweis auf eine andere Erkrankung sein. Aus diesem Grund sollten sie aber in jedem Fall ärztlich abgeklärt werden.

  • Schamlippenkrebs wird häufig als Zufallsbefund bei der gynäkologischen Vorsorgeuntersuchung diagnostiziert. Bei Verdacht auf Schamlippenkrebs wird der gesamte Genitalbereich und die Leistenregion angeschaut und abgetastet. Von verdächtigen Bereichen wird eine Gewebeprobe entnommen und mit dem Mikroskop untersucht, eine Lupenvergrößerungsuntersuchung (Vulvoskopie) kann die Diagnostik unterstützen. Da dieser Krebs oftmals in angrenzende Gewebe und Organe hineinwächst, sind je nach Lage des Tumors weitere Untersuchungen sinnvoll. Die Spiegelung der Harnwege (Urethrozystoskopie) oder des Enddarms (Rektoskopie) kann hierbei in Betracht gezogen werden. Aber auch Röntgen- und Ultraschalluntersuchungen, Kernspintomographie und Computertomographie helfen bei der Abklärung, ob andere Organe betroffen sind.

  • Anhand der Ergebnisse aus den Untersuchungen und aus der Gewebeprobe wird Vulvakrebs einem Tumor-Typ und einem Ausbreitungs-Stadium zugeordnet. Man nennt dies auch „Klassifikation“ oder „Staging“. So kann der Krankheitsverlauf besser abgeschätzt und die passende Behandlungsmethode gewählt werden.

     

    Insgesamt ist die Prognose bei Schamlippenkrebs gut. Sie ist aber wie bei den meisten Krebsarten davon abhängig, wie weit sich der Tumor zum Zeitpunkt der Erstdiagnose bereits ausgebreitet hat.

  • Für die Behandlung kommt primär die operative Entfernung des Tumors in Frage. Kann in Einzelfällen nicht operiert werden, z. B. bei großer Ausdehnung des Tumors auf den Anus, kann eine Bestrahlung mit Chemotherapie vor der Operation erfolgen. Konnte der Tumor bei einer Operation nicht komplett entfernt werden, kommt eine zusätzliche Strahlentherapie nach der Operation in Betracht, vor allem dann, wenn keine weitere Operation geplant ist.

     

    Nach der Behandlung werden regelmäßige Nachkontrollen durchgeführt, um den Behandlungserfolg zu überprüfen und ein mögliches Wiederauftreten von Vorstufen oder Krebs frühzeitig zu erkennen. Da die meisten Rückfälle in den ersten 3 Jahrenauftreten, empfehlen Expert:innen, in dieser Zeit die Kontrollen in engen Abständen durchzuführen. Zudem hat die Nachsorge aber auch das Ziel, Patientinnen bei der Bewältigung der Folgen der Erkrankung zu unterstützen.

  • Eine Krebserkrankung hat oft Folgen für den Alltag der Betroffenen sowie ihrer Angehörigen. Neben der Erkrankung selbst haben auch die Behandlungen und ihre Folgen Auswirkungen auf das gewohnte Leben.

     

    Krebs der Geschlechtsorgane und ganz besonders Schamlippenkrebs hat häufig weitreichende Folgen für die Betroffenen. So kann nach einer größeren Operation das Erscheinungsbild stark verändert sein. Vielen Frauen fällt es anschließend schwer, das neue Aussehen anzunehmen. Zudem können sexuelle Probleme wie Scheidentrockenheit oder Schmerzen beim Geschlechtsverkehr hinzukommen. Einige dieser Probleme treten nur vorübergehend auf. Andere wiederum halten lange an oder bleiben sogar dauerhaft bestehen. Um diese Folgen zu bewältigen, kann neben offenen Gesprächen in der Partnerschaft oder in Selbsthilfegruppen auch eine psychologische Behandlung hilfreich sein.

  • Eine Infektion mit HP-Viren ist ein bedeutender Risikofaktor für Schamlippenkrebs. Die Infektion mit HPV ist häufig, meist aber vorübergehend, sodass HP-Viren nach 1–2 Jahren nicht mehr nachweisbar sind. In einigen Fällen bleibt die Infektion jedoch über Jahre hinweg bestehen. Eine solche anhaltende Infektion, insbesondere mit Hochrisiko-HPV-Typen, kann schließlich über Krebsvorstufen zu bestimmten Krebsarten führen, darunter auch Schamlippenkrebs.

     

    Die STIKO empfiehlt die HPV-Impfung für Mädchen und Jungen im Alter von 9–14 Jahren. Spätestens bis zum Alter von 17 Jahren sollen versäumte Impfungen nachgeholt werden, idealerweise vor der Aufnahme erster sexueller Kontakte.

     

    Weitere Informationen zum Thema HPV-Impfung finden Sie hier.

  • Jüngere Frauen mit Schamlippenkrebs machen sich vielleicht Gedanken, dass sie nach der Behandlung keine Kinder mehr bekommen können.

     

    Im Anschluss an eine Operation wird die Fähigkeit, schwanger zu werden, in der Regel jedoch nicht beeinträchtigt. Möglicherweise kann eine Geburt per Kaiserschnitt angebracht sein, wenn Scheide und Vulva nicht mehr ausreichend dehnbar sind.

     

    Wenn aufgrund größerer Ausbreitung des Tumors der gesamte Beckenbereich mit einer Bestrahlung behandelt wird, führt dies oft zu dauerhaften Schäden der Gebärmutterschleimhaut. In diesem Fall ist eine Schwangerschaft unwahrscheinlich. Auch falls eine Chemotherapie notwendig wird, können die Eierstöcke geschädigt und die Fruchtbarkeit beeinträchtigt werden. Es gibt aber verschiedene Möglichkeiten, die so verursachten Schäden zu begrenzen.

     

    Besteht bei der Diagnose Schamlippenkrebs ein Kinderwunsch, so sollte dies vor der Therapie mit der/dem behandelnden Ärzt:in besprochen werden.

Psychische Belastung als Folge einer HPV-Infektion