„Es ging nur noch darum, zu kämpfen“

HPV-bedingte Krebserkrankungen können jeden treffen. Hier erzählt eine junge Mutter von ihren Erfahrungen – und ruft dazu auf vorzubeugen.

Lena Schäfer stand, wie man so sagt, mitten im Leben. Die heute 38-Jährige liebte ihren Job, ihre Unabhängigkeit. Sie hat zwei kleine Kinder und viele Pläne für die Zukunft. Doch vor zwei Jahren, kurz nach der Geburt ihrer jüngsten Tochter, verspürt sie auf einmal Schmerzen im Darmbereich. Sind das nur die üblichen Beschwerden nach der Entbindung? Schnell werden sie so stark, dass Lena ohne Schmerzmittel nicht mehr einschlafen kann. Nach Untersuchungen beim Gynäkologen und einer schnell angesetzten Operation dann der erschütternde Befund: Analkrebs.

„Diese Diagnose hat mein Leben komplett verändert“, erinnert sie sich heute. Ich hatte so viele schöne Projekte vor mir, ich hatte meine beiden Kinder, ich wollte wieder arbeiten gehen, ich hatte so viel Energie, es war einfach so viel, was ich mir vorgenommen hatte und was ich alles noch erleben wollte, und das war von jetzt auf gleich vorbei.“

In Deutschland lassen sich etwa 90 Prozent der Analkarzinome auf eine fortbestehende Infektion mit humanen Papillomviren (HPV) zurückführen. 85 bis 90 Prozent aller sexuell aktiven Menschen infizieren sich im Laufe ihres Lebens mit HPV. Meistens heilen diese Infektionen folgenlos wieder aus, jedoch bleibt bei einigen Menschen die Infektion bestehen und kann im späteren Verlauf zu gewissen HPV-bedingten Krebsvorstufen und Krebs führen.

Und dabei sind Männer und Frauen gleichermaßen betroffen. HPV wird unterschieden in Niedrigrisiko-Gruppen und in Hochrisiko-Gruppen, jene Viren, die Krebs verursachen können. Dabei ist der bekannteste Krebs Gebärmutterhalskrebs, aber auch Krebsarten wie Analkrebs oder Vulvakrebs können durch HPV verursacht werden. Die wichtigste Maßnahme gegen bestimmte HPV-bedingte Krebserkrankungen ist die vorbeugende Schutzimpfung, die für Kinder und Jugendliche im Alter von 9 bis 14 Jahren von der STIKO empfohlen wird.

„Scham kann euch das Leben kosten“

„Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass es ein unglaublich intimer Bereich ist, ein unglaublich schambehafteter Bereich“, sagt Lena. „Aber Scham kann euch das Leben kosten und von daher: Geht zum Arzt und lasst euch checken! Hört auf euren Körper!“ Von nun an widmete sie ihre gesamte Energie dem Kampf gegen den Krebs. Es ging ihr nur noch darum, „für meine Kinder da zu sein, darum zu kämpfen, meine Kinder aufwachsen zu sehen. Darum zu kämpfen, am Leben zu bleiben.“

Obwohl sie, Stand heute, den Krebs besiegt hat, geht es Lena noch immer nicht gut. Strahlen- und Chemotherapie haben sie geschwächt, im Alltag ist sie pflegebedürftig, trägt unter anderem einen künstlichen Darmausgang. Deshalb will sie nun mit ihrer Geschichte laut werden: „Ich möchte aufmerksam machen auf HPV-bedingte Krebsarten. Ich möchte sensibilisieren, dass es nicht nur Personen mit Gebärmutter betreffen kann, sondern HPV macht keinen Unterschied zwischen den Geschlechtern“, sagt Lena. „Informiere dich frühzeitig über die HPV-Impfung und sprich offen darüber“, rät sie. „HPV kann jeden treffen.“

Lena Schäfer, Betroffene